Kakutôgi ni tsuite - Über die Kampfkünste
Die Ostasiatischen Kampfkünste gliedern sich in zahlreiche Stilrichtungen und Schulen. Folgend soll am Beispiel Japans ein kurze Darstellung der Kampf- und Kriegskünste gegeben werden.
Bugei jûhappan - Die 18 Kriegskünste
Wie überall auf der Welt stellt die Militärgeschichte den historischen Ausgangspunkt für die Entwicklung jeder Kampfkunst und somit auch jeden Kampfsports und jedes Selbstverteidigungssystems dar. So auch im Falle Japans, auf dessen Kampfkünste wir uns im Tôa bugeikan konzentrieren. Bei der Auseinandersetzung mit japanischer Militärgeschichte stolpert man zwangsläufig über den Begriff der Bugei juhappan, den 18 Kriegskünsten. Diese 18 Kriegskünste stellen zunächst einmal eine Gruppierung der verschiedenen Kampfarten und Waffengattungen dar. Zu ihnen gehörten
Kyûjutsu (弓術) - Bogenschiess-Techniken
Bajutsu (馬術) - Reit-Techniken
Sôjutsu (槍術) - Speerkampf-Techniken
Kenjutsu (剣術) - Schwertkampf-Techhniken
Suieijutsu (水泳術) - Schwimm-Techniken
Battôjutsu (抜刀術) - Schwertzieh-Techniken
Tantôjutsu (短刀術) - Messerkampf-Techniken
Jittejutsu (十手術) - Jitte Kampftechniken
Shurikenjutsu (手裏剣術) - Wurfwaffen-Techniken
Fukumibarijutsu (含針術) - Techniken mit versteckter Waffen
Naginatajutsu (薙刀術) - Hellebardenkampf-Techniken
Hôjutsu (砲術) - Schiess-Techniken
Toritejutsu (捕手術) - Unterwerfungs- und Festlege-Techniken
Jûjutsu (柔術) - Techniken des unbewaffneten Nahkampfes
Bôjutsu (棒術) - Stockkampf-Techniken
Kusarikamajutsu (鎖鎌術) - Kettensichelkampf-Techniken
Mojirijutsu (錑術) - Mojiri Kampftechniken
Shinobijutsu (隠形術) - Spionage-Techniken
Koryû bujutsu - Die alten Schulen der Kriegskunst
Für jede der 18 Kriegskünste etablierten sich durch die Jahrhunderte hindurch verschiedenste Schulen, der organisatorische Rahmen der einzelnen Schulen wurde durch das Iemoto-System (家元制度) vorgegeben.
Der Dachverband der japanischen alten Kriegskünste die Nihon kobudô kyôkai (日本古武道協会) und die Gesellschaft für die Förderung der alten Kampfkünste Nihon kobudô shinkôkai (日本古武道振興会) sind zwei der wichtigsten Adressen für die traditionellen alten Kriegskünste in Japan, bei Interesse an weiteren Information befindet sich der Link unter dem Reiter "Links", bei fehlenden Kenntnissen der Japanischen Sprache bieten wir gerne Unterstützung an.
Es wurde in den 80er Jahren ein Lexikon der Kampfkunststile, das Bugei ryûha daijiten (武芸流派大辞典) von der Tôkyô kopî shuppanbu (東京コピイ出版部) herausgegeben, es gibt auf knapp 1000 Seiten einen erschöpfenden und sehr guten Überblick aller historisch belegbaren originär japanischer Stile und Schulen, von denen es mehrere tausend gibt.
Als Beispiel sei hier erwähnt, dass es z.B. ca. 120 Schulen gibt, die dem Ninjutsu (忍術), was eigentlich unter dem Begriff Onmitsu (隠密) in der historisch japanischen Literatur zu finden ist, zuzuordnen sind. Für das Jûjutsu (柔術) sind es sogar mehrere hundert Stile.
Budô to gendai no kakutôgi - Budô und die modernen Kampfkünste
Bei einigen der Schulen dieser alten Stile verlagerte sich mit der Zeit der Schwerpunkt von der reinen Anwendung auf dem Schlachtfeld hin zu einem Weg der Selbstkultivierung, dem Dô (道). So entstanden die Budô - Stilrichtungen, zunächst das Iaidô (居合道), Kendô (剣道) und Kyûdô (弓道). Später folgten Jûdô (柔道), Aikidô (合気道) und Karatedô (空手道). Auch begann man noch im 19. Jahrhundert damit, in diese Stile eine enge Verbindung zum Zen (禅) -Buddhismus hinein zu interpretieren, die dann zu einer mehr oder weniger tatsächlichen Verschmelzung führte, die bis heute so gedeutet wird.
Mitte des 20. Jahrhunderts, nahm die Versportlichung dieser Budô (武道)-Stile zu, im Zuge dessen wurde das Jûdô 1964 zur olympischen Diszipllin erhoben und ist es noch heute. Seit Ende des 20. Jahrhunderts gibt es ferner die Tendenz, Praktizierende aller Kampfsportarten in MMA (Mixed Martial Arts) Wettkämpfen gegeneinander antreten zu lassen.
Es gibt aktuell, wie es auch schon in der Vergangenheit immer wieder der Fall war, Diskussionen, ob diese oder jene Technik aus einem traditionellen Stil oder sogar der ganze Stil sinnvoll oder unsinnig sind. Man muss hierbei bedenken dass es mindestens drei Sichtweisen gibt, die zu berücksichtigen sind:
1. Kampfkunst als Tradition
2. Kampfkunst als Wettkampfdisziplin
3. Kampfkunst als Nahkampfsystem von Sicherheitsbehörden, Geheimdiensten und Militär, sowie Selbstverteidigung im weiteren Sinne
Kampfkunst als Tradition überliefert Geschichte, Kultur, Tugenden und Techniken die heute unter dem Gesichtspunkt moderner Selbstverteidigung verpönt werden mögen oder als nicht wettkampftauglich dargestellt werden. In beiden Fällen ist es nicht der Anspruch einer Tradition sich in einen modernen Rahmen pressen zu lassen, der vollkommen andere Faktoren berücksichtigt, als dies im Mittelalter der Fall gewesen sein kann. Denn Tradition überliefert im Sinne von Folklore etwas altes Etabliertes das sich in der Vergangenheit mit unter auf mittelalterlichen Schlachtfeldern bewährt hat. Kampfkunst als Tradition stellt so ein Stück lebendige Geschichte dar, welche uns einen Blick in die Vergangenheit gewährt. Tradition ermöglicht es uns aus der Vergangenheit zu lernen!
Kampfkunst als Wettkampfdisziplin stellt im sportlichen Rahmen den Vergleich zweier Trainierender auf Grundlage eines Regelsystems in den Vordergrund. Man legt hohen Wert auf Ausdauer, Kraft und Geschwindigkeit, leider überwiegen diese 3 Faktoren oft und es werden gewisse effektive Techniken grundsätzlich verboten, die unter dem Blickwinkel von Tradition und moderner Selbstverteidigung durchaus Berücksichtigung finden. Ganz wichtig ist auch, dass sowohl die meisten der modernen Kampfsportarten wie auch Selbstverteidigungssysteme ihre Existenz unterm Strich diesen alten Traditionen Japans verdanken. Denn ohne die traditionellen japanischen Stile hätte die Entwicklung zu den heutigen Kampfsportarten nicht statt gefunden, da sie überhaupt erst die Entwicklungsimpulse geliefert haben. Daher wären anstelle von teils extrem unhöflicher und unbedachter Kritik eher Respekt und Dankbarkeit angebracht. Denn die japanischen Traditionen überliefern die technischen Blaupausen, die technischen Prinzipien, welche auch heute noch Gültigkeit haben und in domestizierter bzw. entschärfter Form in regelbasierten Wettkampfsystemen existieren.
Kampfkunst als Selbstverteidigungssystem entnimmt ebenso ihre technischen Prinzipien nicht selten, den alten traditionellen Stilen, auch wenn Sie andere taktische Anforderungen hat, da die Art und Weise von Angriffen sich im Laufe der Zeit gewandelt hat und es so einer Anpassung hinsichtlich der Erarbeitung von Techniken bedarf. Natürlich sind weder Kampfkunst als Tradition, noch Kampfkunst als Wettkampfdisziplin für sich allein im Sinne heutiger Selbstverteidigungssysteme tauglich, um sich auf die Realität auf der Strasse vorzubereiten. Alle 3 Herangehensweisen in Kombination ergeben jedoch eine gute Vorbereitung.
Wir sind den traditionellen japanischen Stilen an aller erster Stelle zu Dank und Respekt verpflichtet, denn ohne Sie gäbe es die Kampfkünste in Ihrer heutigen Form, welche unser aller Leben bereichert, schlichtweg nicht!
Anmerkung:
Bei den hier gegebenen Informationen wird kein Anspruch auf Vollständigkeit oder Ausschliesslichkeit erhoben (In Bearbeitung, Updates folgen).